Die Rolle der MFA bei der CED-Betreuung
Die verbesserte Versorgung von CED-Patienten unter maßgeblicher Beteiligung der MFA ist das Hauptziel des 2018 überarbeiteten und aktualisierten N-ECCO-Konsensus.1
Durch die heterogene Patientengruppe erfordert die CED-Therapie ein hohes Maß an Individualisierung und Personalisierung. Eine junge Patientin mit Kinderwunsch stellt z. B. völlig andere Anforderungen an die Betreuung als ein übergewichtiger Patient in hohem Lebensalter.
Der Konsensus empfiehlt die MFA mit ihrer vielschichtigen Fachkompetenz als zentrale Ansprechperson in der ganzheitlichen Betreuung von CED-Patienten, z. B. in folgenden Bereichen:
Auf dem N-ECCO 2019 in Kopenhagen zeigte ein Patientenbeispiel in Dänemark, dass die CED-Nurse zu einer engen familienähnlichen Vertrauensperson werden kann.2 Eine in sehr jungen Jahren an Morbus Crohn erkrankte Patientin erzählte, dass ihre CED-Nurse in ihrem Leben einen ähnlichen Stellenwert wie die Mutter eingenommen hat und
jederzeit für Fragen zu ihrer Krankheit und dem Aufwachsen mit Morbus Crohn zur Verfügung stand.2 IBD-Nurses in Dänemark haben einen maßgeblichen Anteil an der Behandlung der CED und arbeiten eigenverantwortlich, um den Arzt zu unterstützen und die CED-Patienten individuell zu betreuen.
Auch in Deutschland könnte die MFA eine solch zentrale Rolle für ihre Patienten einnehmen – und tut dies auch schon teilweise. Oft hat der Arzt nicht die Zeit, sensible und individuelle Themen ausführlich zu besprechen. Nach einer Erstaufklärung durch den Arzt könnte daher die MFA Folgegespräche führen, um den Patienten Ängste zu nehmen und sie besser auf das Leben mit der Erkrankung vorzubereiten. So hätten Patienten neben dem Arzt eine zweite zuverlässige Vertrauensperson, die sie kurz- und langfristig zu Themen wie Reisen, Schwangerschaft, Stillen, Sport und Alltags-Management beraten könnte. Der Arzt könnte sich weiterhin auf die Aufklärung der Patienten und das Therapiemanagement konzentrieren, während die MFA dem Patienten als Ansprechpartner für Sorgen, Ängste und Fragen zur Seite steht.
Eine einheitlich gestaltete Weiterbildung zur CED-MFA wäre ein möglicher Ansatzpunkt, um qualifizierte Fachkräfte mit einem größeren Zuständigkeits- und Verantwortungsbereich auszustatten. So ließen sich die Praxisabläufe und -prozesse neu organisieren und damit auch die Betreuung der CED-Patienten weiterentwickeln und optimieren. Ein mögliches Vorbild für die Erhöhung der Eigenständigkeit und -verantwortlichkeit der CED-MFA könnten die Betreuungsstrukturen in Dänemark und Schweden sein.