Adhärenz in der Therapie chronischer Erkrankungen

Non-Adhärenz tritt insbesondere bei PatientInnen mit chronischen Erkrankungen, zu denen auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gehören, gehäuft auf und hat erhebliche Auswirkungen auf den Therapieerfolg, das Sterblichkeitsrisiko und Gesundheitskosten. Die Therapietreue bei Langzeittherapien für chronische Krankheiten liegt in den Industrieländern bei durchschnittlich nur rund 50%. Gründe und Faktoren hierfür sind vielfältig.1,2

Adhärenz: Konzept und Potenziale

Das Konzept der Adhärenz bezieht sich auf drei Phasen:2

  1. Therapiebeginn
    Wird die Therapie begonnen oder nicht?
  2. Umsetzung der Therapie
    Werden die Arzneimittel zur richtigen Zeit/in der richtigen Menge eingenomme
  3. Therapieabbruch
    Markiert das Ende der Therapie, wenn die nächste anstehende Einnahme ausgelassen wird und keine weitere Einnahme erfolgt.

Mangelnde Adhärenz kann ein wichtiger Grund für das Therapieversagen sein.2,3
Dementsprechend könne laut WHO die Verbesserung der Adhärenz möglicherweise einen weitaus stärkeren Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung haben als die Verbesserung einer spezifischen medizinischen Behandlung.1

Ein großer Teil nicht-adhärenter PatientInnen entscheidet sich ganz bewusst gegen die Einhaltung des Therapieregimes: So hat beispielsweise eine Untersuchung mit elektronischen Rezepten von über 75.000 PatientInnen gezeigt, dass über 20 Prozent ihre Rezepte nicht einlösen – bei neuen Medikamenten waren es sogar über 28%.4,5

Wird von ärztlicher Seite eine non-Adhärenz (z.B. basierend auf Gesprächen, Laborwerten, oder erfassten Daten wie nicht angefragten/abgeholten Rezepten) festgestellt, sind PatientInnen-zentrierte Interventionsmaßnahmen möglich, die die entsprechende Phase (Beginn, Umsetzung, Abbruch) berücksichtigen. Wichtig ist jedoch immer, das individuelle Problem des/der Patientin herauszufinden und unter Bezugnahme darauf zu beraten.1 Auch die WHO betont hier, dass PatientInnen ohne Schuldzuweisungen unterstützt werden müssen.1

Interventionsmöglichkeiten zur Steigerung der Adhärenz

Unter den vielfältigen Einflüssen auf Adhärenz wird PatientInnen-bezogenen Faktoren ein großes Potenzial zugeschrieben.1,6 Mangelnde Informationen, schlechtes Selbstmanagement sowie fehlende Unterstützung des Umfeldes und ein niedriges Gefühl für Selbstwirksamkeit waren darunter die größten Hindernisse für Therapietreue.1

Da Krankheitswahrnehmung und Überzeugung von der Therapie durch Aufklärung möglicherweise modifizierbare Faktoren sind wird hinter dieser Interventionsmaßnahme ein großes Potenzial vermutet.6 Doch Aufklärung allein gilt als schwacher Hebel. Darüber hinaus ist auch die Aktivierung eines unterstützenden Systems essenziell – dies kann in Form von Vernetzung mit anderen Betroffenen sowie dem Einbezug von familiären und freundschaftlichen Kontakten geschehen und reduziert gleichzeitig den zeitlichen Aufwand in der Praxis. Optimismus und Ermutigung im Kontakt mit PatientInnen sowie eine enge Einbindung in den Entscheidungsprozess sind weitere wichtige Pfeiler in der Steigerung der Motivation.1

Wirkt sich die Darreichungsform auf die Adhärenz aus?

In der Biologika-Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen stehen manche Wirkstoffe in unterschiedlichen Applikationsformen zur Verfügung. PatientInnen und ExpertInnen nehmen gleichermaßen an, dass eine subkutane Applikationsform eher für jüngere, berufstätige PatientInnen geeignet sein könnte, während eine intravenöse Applikationsform wahrscheinlich eher für ältere PatientInnen in Frage kommt – insbesondere für diejenigen, die sich nicht selbst spritzen wollen und sich sicherer fühlen, wenn sie die Therapie in einer medizinischen Umgebung erhalten.7

Spätestens wenn Sicherheit und Wirksamkeit beider Darreichungsformen gleichwertig sind, sollte der wichtigste Faktor die individuelle PatientInnen-Präferenz sein, denn deren Berücksichtigung wirkt sich letztlich neben der Lebensqualität auch auf die Therapietreue aus.8

Hier erhalten Sie mehr Informationen zu den PatientInnen-individuellen Applikationsformen unserer CED-Therapieoption.

Mehr unter entyvio.de

Quellen
  1. World Health Organization, Adherence to long-term therapies. Evidence for action. Geneva WHO 2003.
  2. Vrijens et al. British Journal of Clinical Pharmacology. 2012; 73(5):691–705. https://doi.org/10.1111/j.1365-2125.2012.04167.x
  3. Haar et al. Research in Social and Administrative Pharmacy. 2021;  17(8):1420-1425. https://doi.org/10.1016/j.sapharm.2020.10.011
  4. Fischer et al.  J Gen Intern Med. 2010; 25(4):284–90.
  5. Cea-Calvo, Carmona; Calvo-Alén. Advances in Therapy. 2017; 34:2173–2176. https://doi.org/10.1007/s12325-017-0602-z
  6. Van der Have et al. Journal of Crohn's and Colitis, 2016, 10(5):549–555 https://doi.org/10.1093/ecco-jcc/jjw002
  7. Jonaitis et al. BMC Proceedings 2021; 15(Suppl 17):25. https://doi.org/10.1186/s12919-021-00230-7
  8. Stoner et al. The Patient. 2015; 8:145–153. https://doi.org/10.1007/s40271-014-0075-y

EXA/DE/ENTY/1055

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