Pathogenese
Die Pathophysiologie perianaler Fisteln bei Morbus Crohn ist noch nicht vollständig geklärt.1 Aktuelle Modelle gehen davon aus, dass der Prozess der epithelial-mesenchymalen Transition (EMT) von entscheidender Bedeutung ist. Bei der EMT wandeln sich intestinale Epithelzellen zu Zellen eines mesenchymalen Zelltyps. Diese Myofibroblasten oder Transitionszellen zeigen mesenchymale wie auch epitheliale Eigenschaften. Sie können in tiefer liegende Gewebeschichten einwandern und Fistelgänge ausbilden.1
Ursache für die Transformation der intestinalen Epithelzellen ist wahrscheinlich eine gestörte Barrierefunktion aufgrund der entzündlichen Darmerkrankung.2 Bakterielle Strukturen (Pathogen-associated molecular patterns, PAMPs), wie etwa das Muramyl-Dipeptid (MDP), sind dann in der Lage, in die Darmmukosa einzudringen.1,2
Daraufhin setzen sowohl Wundheilungsprozesse als auch eine Immunantwort ein: T-Helferzellen, Makrophagen sowie Neutrophile lösen über verschiedene Zytokine eine Entzündungskaskade aus. Der Tumornekrosefaktor TNF-α, der Transforming Growth Faktor TGF-β sowie Interleukin IL-13 und β6-Integrin werden vermehrt ausgeschüttet. Sie induzieren die Transformation der Epithelzellen. Durch das Herunterregulieren von epithel-spezifischen Proteinen lösen sich die Kontakte zwischen den Zellen weitgehend auf und ein Verlust der Polarität folgt. Die verstärkte Bildung bestimmter Matrix-Metalloproteinasen (MMP) im entzündeten Gewebe begünstigt einen Abbau der extrazellulären Matrix und die Umwandlung zu den invasiven Transitionszellen (Myofibroblasten). Am Ende dieses Prozesses steht die Bildung von Fistelgängen, die sowohl von verbliebenen Epithelzellen als auch von den Transitionszellen ausgekleidet sind.1,3